Dienstag, 23. Juni 2015
Peruanische Ligaspiele
Nachdem wir in dem kleinen Ort Cabanconde angekommen sind, helfen wir wieder beim Ausladen und wir wundern uns, dass die Frauen diese schwere Last auf ihren Rücken tragen können. Alle verabschieden sich per Handschlag und danken uns, dass wir sie auf ihrer Reise begleitet haben. Eigentlich sollte es ja andersrum sein!

Nach unserem leidlich guten Hostelzimmer machen wir uns auf den Weg zum Fußballplatz. Wir wollen doch mal sehen, wie die Peruaner den Ball beherrschen.

Nach einer kleinen Eintrittsgebühr verschlägt es uns die Sprache. Das soll ein Fußballfeld sein? Eher als Acker ist das Feld zu bezeichnen, auf dem im Staub aufwirbelnd der Ball von einem Tor zum anderen geschlagen wird.



Wir setzen uns zunächst hin und feuern die heimische Mannschaft an. Am Ende des Spiels kommt unser Schiedsrichter, der übrigens Vilca heißt, auf uns zu, begrüßt uns mit Handschlag, was zur Folge hat, dass wir beide, John und ich, die neuen Trainer aus Deutschland sind.



Später treffen wir uns in einem kleinen Lokal mit Mini-TV. Es gibt traditionelles gegrilltes Hühnchen mit Reis, Kartoffeln und Salat. Im Fernseher schauen wir gemeinsam das Spiel Peru gegen Brasilien. Es ist ja selbstverständlich, dass wir für Peru sind und niemandem macht es was aus, dass das Bild mal in schwarz-weiß und dann wieder in Farbe ist.

Als das Spiel aus ist, verabschiedet sich Vilca von uns und wir versprechen, dass wir ihm Bilder vom Spiel und unserer Begegnung per Email schicken werden.
Wir geben dem Mädchen, welches unseren Tisch abräumt, 5 Soles Trinkgeld. Ihre großen dunklen Knopfaugen glänzen wie Diamanten. Sie fällt uns um den Hals, rennt zu ihrer Mutter und sagt, dass sie doch das Trinkged für die große Feier am 24.06. sparen könne. Sie will doch dort unbedingt hin, doch dieses Jahr wird es wohl nichts - und vielleicht auch im nächsten Jahr nicht.

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El Condor Pasa
Pünktlich und absolut zur rechten Zeit erreichen wir um 9 Uhr den Mirador Cruz del Condor. Einer der schönsten Aussichtspunkte in dieser Gegend.

Ausläufer des Canon de Colca, die tiefste Schlucht der Welt, sind hier schon sichtbar. Angeblich mit 3.200 Metern Tiefe fast doppelt so tief wie der Grand Canyon.

Der Grund unseres Stopps ist allerdings ein anderer. Schon von weitem sehen wir gewaltige Vögel in der Luft schweben. Die Kondore - das Wappentier Perus.



Nur in den Vormittagstunden läßt er sich majestätisch von den Aufwinden emportragen.

Sieht man ihm zu, kann man kaum glauben, dass er 10-13kg auf die Waage bringt und eine Spannweite von 3 Metern haben kann. Mit einen Zischen schwebt er knapp an uns vorbei und man hört ein Dauerklicken der Cameras, die dieses Ereignis festhalten.



Wir treffen auf eine Gruppe Journalisten von NG Perus, die uns als die größten Glückspilze bezeichnen, denn sie selbst kommen schon einige Tage hierher und haben bisher keinen Kondor fliegen sehen.

Zur Mittagszeit, als die Vögel nicht mehr zu sehen sind, packen die Frauen ihre Souvenire ein. Da kein Bus fährt und der Weg nach Cabanaconde, unserem Ziel an diesem Tag, zu weit zu laufen ist, organisiert Eli eine Fahrt im Klein-LKW. Wir helfen beim Einladen und John nimmt als Hahn im Korb auf der Pritsche Platz, während wir beide im Führerhaus die Fahrt ins Tal genießen.

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Erdkunde auf peruanisch
In aller Herrgottsfrüh um 02.30 Uhr stehen wir auf, schnappen eines der immer anzutreffenden Taxis, um mit einem Bus nach Chivay in den Norden zu fahren. Sack und Pack über die Schultern und los geht´s mit ca. 30 anderen, echt freundlichen, peruanischen Reisenden aus der Gegend 5 Stunden lang über teils schlechte Straßen. Die Tickets haben 17 Soles gekostet, etwas um die 6 € - für unsere Verhältnisse unvorstellbar billig!

Es ist stockdunkel, als der Busfahrer uns raus aus der Stadt fährt. Wir dösen vor uns hin, bis uns die aufgehende Sonne ins Leben zurückholt. Eine karge und steinige Wüste erwacht. Es scheint nur 2 Farben zu geben, blau und braun. Zwischendrin erkenne ich einige Wasserlöcher – alle zugefroren. Wie kalt mag es wohl sein? Mein GPS-Gerät zeigt jedenfalls schon mal 4.450 Meter an. Aber es geht noch weiter rauf. Die höchste Position, die wir erreichen, ist ein Pass mit 4.910 Metern.





Neben Eli sitzt ein Mann im Trainingsanzug. Wir freunden uns mit ihm an und er erzählt uns, dass er so eine Art Oberschiedsrichter der Region Arequipa ist und in Cabanaconde, unser Endziel für den heutigen Tag, 3 Ligaspiele pfeifen wird. Als er erfährt, dass wir beiden Gringos aus Deutschland kommen, blüht sein Fußballerherz auf. Wir würden doch bestimmt Fußball spielen - wo genau, will er wissen. Als wir ihn darüber aufklären, dass nicht jeder bei uns zuhause dem Ball nachjagt, lädt er uns schmunzelnd zu einem Kick in Chivay ein. Klar, denke ich, ich weiß, warum er sich freut. Wir würden vermutlich nicht einen einzigen Spurt hinkriegen, denn in 4.200 Metern Höhe wird uns natürlich recht schnell die Puste ausgehen und wir würden bald wie die Maikäfer auf dem Rücken liegen. Dennoch sagen wir zu, dass wir zu den Spielen kommen werden.

Im Gespräch, dem mittlerweile auch andere Einheimische zuhören, gibt er uns seine Visitenkarte. Aber was hat ein Oberschiedsrichter mit Schafen und anderen Tieren zu tun, fragen wir ihn, weil auf der Rückseite Bilder davon aufgedruckt sind. Er sein ja auch Veterinär, sagt er und erklärt uns, dass hier in der Höhe nur eine ganz bestimmte Rinderart und natürlich auch Alpakas überleben können und dass die Bauern hauptsächlich vom Haferanbau leben.

Allerdings sei das Land vollkommen korrupt und wie viele andere auch, kämpft er dagegen an, obwohl die Regierung alle Bemühungen stoppt.

Während er redet, zeigt er plötzlich er auf einen bestimmten Berg. Ein Vulkan, der sich erst vor kurzem kräftig zu Wort gemeldet und viele Häuser durch sein Beben zerstört hat. Deswegen seinen eben die Häuser so, wie sie eben sind.

Die ganze Bergkette hier sei immer noch in Bewegung, was die Bevölkerung allerdings mit Gelassenheit sieht.

Ehrfürchtig schaut er genauso aus dem Fenster wie wir und wie beiläufig sagt er, dass das hier die Geburt der Anden sei.

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Sonntag, 21. Juni 2015
Arequipa - die weiße Stadt
Eine der schönsten Städte Perus – soll es sein!!! Wir sehen zunächst nur die unverputzeten, in grau gehaltenen Häuser an staubigen Straßen. Die einzige Schönheit, die diese Stadt uns zu diesem Zeitpunkt bietet, sind die imposanten Vulkanberge, die ihre schneebedeckten Gipfel bis zu 6010 Metern in den Himmel steigen lassen.

Nachdem wir unser Quartier bezogen haben und ein bisschen chillen, machen wir uns zu Fuß in die Stadt.

Und jetzt weiß ich, warum man auf den Namen „Die weiße Stadt“ kommt. Immer mehr strahlen die weißen Häuser, die von den Spaniern im 16. Jahrhundert mit Tuffstein erbaut worden sind, in der Sonne.





Der Weg führt uns zum Plaza de Armas, ein Dreh- und Angelpunkt jeder größeren Stadt. Dort sammeln sich sowohl die Einheimischen, als auch die ausländischen Touristen. Hier besonders auffällig: ein Meer von Tauben, die von jedermann gefüttert werden. Die unweit davon entfernt stehenden Polizisten stört das wohl nicht.

Wir wollen getrennt voneinander die Stadt erkunden. Mein Entdeckerinstinkt führt mich in entlegene enge Gassen, vorbei an gepflegten Gärten, einem kleinen Nobelviertel und einem kleinen Museum, in dessen Innenhof ein Jahrhunderte alter Maulbeerbaum steht.



Der Hunger treibt mich wieder zurück zur Plaza und ich suche ein uns in Cuzco empfohlenes Restaurant. Eine enge Treppe führt in den ersten Stock und ich kann die Düfte aus der Küche schon deutlich riechen.

Kaum habe ich Platz genommen, kommt der Besitzer und Koch zu mir an den Tisch, stellt sich vor und fragt mich das Übliche. Auf die Frage, was ich denn essen möchte, bittet er mich in seine Küche.



An einem Ort, wo jeden Tag gekocht wird, duftet es wie in einem Kräuterladen. Warm kommt es aus dem mit Eukalyptusholz befeuerten Ofen. Zum ersten Mal sehe ich eine kleine Sammlung aus den in Peru beheimateten ca. 3.500 verschiedenen Kartoffelarten.

Der Chef behauptet, er würde seit 12 Jahren hier ohne Öl und Glutene ausschließlich in Tontöpfen kochen und manchmal auch aus seiner Laune heraus exotische Gerichte zaubern. Die Dunstabzugshaube, die vollkommen trocken ist, bestätigt dies sogar.

So darf ich unter seiner Anleitung mein eigenes Essen zubereiten. Er macht dazu Bilder und freut sich, wie ein Schneekönig.



Nach der Vorspeise, einer in Mangosaft eingelegten Riesengarnele mit verschiedenen Kräutern und zwei großen Stück Alpaka-Fleisch mit 4 verschiedenen Kartoffeln bin ich pappsatt, weshalb er es sich nicht nehmen lässt, dass ich einen seiner selbstgebrauten Schnäpse probieren muss. Danach führt er mich noch auf sein Dach, um die Stadt von oben betrachten zu können.

Nicht enden will sein Mitteilungsbedürfnis, weshalb ich in der Schnelle viele Dinge über die Stadt, die Spanier, deren Plünderungen und ihre Auswirkungen erfahre, die ich mir gar nicht merken kann.

Danach verspreche ich, ihm einen original bayerischen Bierkrug zu schicken und verabschiede mich von ihm.

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Mittwoch, 17. Juni 2015
Der Weg gen Süden
Um 20 Uhr erreichen wir mit unserem Gepäck, welches wir aus "Trainingsgründen" etwa 2,5 Kilometer durch die Stadt tragen, den Busbahnhof.

Wir haben noch Zeit das Fussballspiel Bolivien-Mexico anzuschauen, bevor wir beim Einsteigen videografiert werden. Peinlich genau nimmt es der Unternehmer mit den Passagieren.

Ganz vorne an der Windschutzscheibe im Oberdeck probieren wir drei gleich unsere super bequemen Liegesitze aus.

Im Konvoi geht es raus aus der Stadt. Wir freuen uns auf eine 10-stündige Fahrt durch das Lichtermeer der Städte.

Leider wird aber nix draus.

Unser Busfahrer zirkelt seinen 4-Achser durch die Schlaglöcher der schlechten Straßen. Ich sag´s euch: eine Slalomfahrt, wie sie im Buche steht.

Das Essen, was uns präsentiert wird, ist kalt und wir suchen nur den Reis raus. Im TV zeigen sie den neuen „Fast & Furious 7“ – natürlich nur in spanisch!!!

Bald schlafen wir ein, wachen aber fast gleichzeitig auf, weil´s uns schweinekalt ist. Die Windschutzscheibe ist übersät mit einem Meer von Eisblumen. Meine Hand klebt an der Seitenscheibe fest. Uns kommt es vor, als ob wir in der Arktis gelandet sind.

Dann, es ist stockdunkel draußen, immer wieder kurze Stopps. Überfälle? Banditen?

Nichts von alledem. Der Bus hat ein Getriebeproblem. Die Zwischengänge gehen nicht mehr und beim Anstieg im kleinen Gang bleibt der Bus stehen und der Motor geht aus. Und das alles bei 4.500 Metern Höhe.

Im Schein des Scheinwerferlichtes sehe ich kleine Schneeberge.

Die Peruaner nehmen das aber ganz gelassen und wir versuchen, es ihnen gleich zu tun. So dösen wir vor uns hin und erleben einen wundervollen Sonnenaufgang, der uns, wenn wir nur daran denken, schon etwas wärmt.

Im Schleichtempo geht’s durch das größte Zementwerk Südamerikas. Die Straßen sind gesäumt von schwer geladenen Freightliner, Kenworth oder Volvo. Einer schöner als der andere.

Ich kann mich vor Kälte nur nicht bewegen, um Fotos zu machen.

Immer mehr werden die kleinen Häuser, die etwas Ärmliches an sich haben. Kein Putz, nur provisorische Dächer und dennoch wird dort alles verkauft und gekauft, was man so braucht.

Der Verkehr nimmt drastisch zu und bald gibt es um uns herum nur noch Autos, LKW und vor allem einen Schwarm Taxis.

Mit einer Stunde Verspätung kommen wir am Zielort in Arequipa an und wir entscheiden, den Weg zum Hostel zu Fuß zurückzulegen.



Zu dem Zeitpunkt wissen wir noch nicht, dass es etwa eine Stunde direkt an der Straße entlang geht mit „tausend“ stinkenden Fahrzeugen.



Erleichtert sind wir deshalb, als uns am heimeligen „Wayra River Hostel“ die Tore geöffnet werden.



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