Freitag, 3. Juli 2015
Abstecher nach Lima und die Folgen
Was unternehmen wir jetzt in den naechsten vier Tagen? Das ist die Frage. Wir sind uns einig, dass wir den Tag nach unserem Trip ausruhen, ausgiebig heiss duschen und unsere Klamotten im Hostel waschen lassen.

Am Abend beim Essen kommt die Idee auf, dass wir ja mit dem Bus nach Lima fahren koennten. Wenn man schon das Land bereist, sollten wir auch die Hauptstadt anschauen.

Ich bin nicht ganz so begeistert, zumal die Busfahrt etwa 22 Stunden dauert und wir uns vorher um die Stornierung des Fluges von Cuzco nach Lima kuemmern sollten.

Wir wollen gleich am naechsten Morgen in ein Reisebuero, um das zu klaeren.

Gut ausgeruht, nochmal heiss geduscht und mit vollem Gepaeck verabschieden wir uns im Hostel und machen uns auf den Weg zum Terrestre, dem Busbahnhof.

Alle Reisebueros auf dem Weg dorthin sind noch geschlossen, weshalb wir Tickets fuer uns drei kaufen, uns in den Bus setzen und losfahren.

Die Stornierung koennen wir auch in Lima vornehmen.

Dass es die ersten 4 Stunden Fahrt nur auf Serpentinenstrassen bergab geht, haben wir nicht erwartet und unsere Maegen schlagen leicht Alarm.

Unbarmherzig sind die Strassen und nehmen auf unsere Gesundheit keine Ruecksicht.

Gut, dass die Aussicht sehr schoen und abwechslungsreich ist. Entlang des Flusses Pachahuamba, der seinen jahrhunderealten Weg weiter durch den mittlerweile kleinen Canon sucht, sehen wir in der Ferne auch die immens hohen Berge, die schnee- oder gletscherbedeckt unsere Augen im Schein der Sonne blenden.

Die erste Pause machen wir nach etwa 10 Stunden. Alle stuermen die Toilettenanlagen, die ja sowieso nicht unserem heimischen Standard entsprechen. So koennt ihr euch vorstellen, wie es nach dem Ansturm aussieht.

Ich verkneife mir den Gang zum Bano (gesprochen. Banjo) und geh wieder zurueck zum Bus. Der ist mittlerweile brechend voll geworden, weil unterwegs immer wieder Haendler einsteigen, die ihre Waren am kommenden Montag auf dem Markt in Lima oder Miraflores verkaufen wollen.

Schnell werden noch in die grossen Tuecher Obst, gelber oder schwarzer Mais hineingelegt, damit auch jeder Platz ausgenutzt wird.

Ich kann mich trotzdem irgendwann nicht mehr bewegen, mir tun die Knochen weh und es ist keine Ende in Sicht. Noch dunkel ist es draussen und kein Licht ist zu erkennen. Also versuche ich zu schlafen.

Irgendwann wache ich auf. Mein Blick geht nach draussen und ich erkenne hohe Sandberge. John meint, dass es sich hier um die Auslaeufer der Atacamawueste handelt. So weit das Auge reicht, erstreckt sich der Sand ins Landesinnere.

Vorbei geht es jetzt an den “pueblos jóvenes”, den jungen Doerfern. Allerdings ist der Ausdruch sehr beschoenigend, denn es handelt sich um eine Ansammlung von provisorischen Huetten aus Matten, Wellblech, Karton und Brettern.

Meherere Kilometer fahren wir an diesen aermlichen Gegenden vorbei, bis wir erste mit Elektrizitaet, Frisch- und Abwasser und versorgten Haeuser sehen.
Wir koennen erahnen, dass die ca. 10 Millionenstadt aus vielen Facetten besteht, in denen etwa 8 Millionen in den aermlichen Gegenden und Slums wohnen. Trotz der Wahlversprechen wird sich wohl in den naechsten 10 Jahren nichts veraendern.

Bilder folgen!!!

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Das Ziel: Machu Picchu
Die Weg nach unten ist nicht mehr anstrengend, wir fliegen fast hinunter in die Stadt. Uns kommen Wanderer in Freizeitkleidung entgegen, die auch noch normales Schuhwerk tragen und ich frage mich fuer den Bruchteil einer Sekunde: Wie haben die das nur geschafft? Da faellt mir ein, dass es ja eine Busverbindung von Aguas Calientes gibt und ich bin sehr stolz auf mich, den beschwerlicheren, aber sicherlich schoeneren Weg gewaehlt zu haben.

Am Eingang der Ruinenstaette muessen wir uns noch registrieren lassen und duerfen unseren Reisepass mit einem Stempel des Machu Picchu versehen.

Jetzt werde ich erst gewahr, welche Anziehung dieser Ort hat. Um uns herum stehen hunderte Touristen. Und es werden immer mehr, denn die Busse erreichen den Berg im Minutentakt. Wir schauen unglaeubig Yeiber und Monica an und sie zucken nur die Schultern. An Wochenenden tummelm sich hier mehrere 1.000 Menschen.



Yeiber, der uns versprochen hat, diese Staette aus seiner Sicht und mit seinem Wissen naeher zu bringen, startet gleich mit einem Weg, den nur wenige kennen. So entkommen wir weitestgehend den Menschenmassen.

Auf dem spannenden Weg auf Inka’s Pfaden halten wir immer wieder an und werden von ihm mit Informationen gespeist, die sich teils abenteurlich, teils spekulativ, aber auch schluessig anhoeren.

Trotzdem wird jeder, der einen Reisefuehrer von Machu Picchu in die Hand nimmt, unterschiedliche Geschichten lesen koennen, weil es keine Zeugnisse ueber das Ende dieser Stadt gibt. Ob die wahren Gruende, warum dieser historische Ort ploetzlich verlassen wurde und voellig menschenleer langsam vom Urwald verschlungen wurde, jemals herausgefunden werden, weiss niemand.



Yeiber’s Erzaehlungen nach wurde die Stadt in der ersten Haelfte des 15. Jahrhunderts vom genialen Herrscher Pachacutec erbaut. Selbst als Hiram Bingham mit seinen Ausgrabungen begann, fand er heraus, dass die Stadt noch im Bau und noch gar nicht fertig war. Den urspruenglichen Namen kennt man nicht. Er ist verloren gegangen.

Die einzigartige Lage und die Anordnung der Gebaeude mit Werk- und Ausbildungsstaetten, aber auch mit Herrscherstaetten laesst wohl erahnen, dass diese grosse Stadt wohl nach heutigen Erkenntnissen von Gelehrten, Astronomen oder Inkas der oberen Schichten bewohnt worden ist.



Der Lebensweise der Inkas zufolge und deren Verbundenheit zu Sonne, Mond und Erde ist es zu verdanken, dass der Berg nicht abgetragen, sondern nur geebnet wurde und dass die Steine der Mauern von den “nahegelegenen” Bergen hierher getragen, bzw. transportiert worden sind.

Glaubt man den Annnahmen der Archaeologen, so haben hier eine Vielzahl von Sonnenjungfrauen gelebt, die waehrend der Auseinandersetzungen mit anderen Voelkern zurueckgelassen wurden und im Laufe der Eroberung durch die Spanier verstorben sind oder fuer religioese Dienste ihr Leben lassen mussten. Warum wohl waren unter den gefundenen Mumien 80% weibliche Knochenreste?

Sichergestellt ist allerdings, dass die Stadt waehrend der Eroberung des Inkareiches durch die Spanier, nicht entdeckt wurde, weil entweder die damalige Bevoelkerung die Existenz verschwiegen hat, oder von ihr nichts wusste, weil die Oberschicht ihr Dasein geheim hielt oder nicht weitertrug.



Die noch teilweise gut erhaltenen Gebaeude zeigen eine Vielzahl wahrer Meisterleistungen der Baukunst, von Statik und Festigkeit, die man auch sonst im heutigen Peru immer wieder entdecken kann.

Bedenkt man, dass die Inkas damals keine Metallwerkzeuge kannten, ist es um so erstaunlicher, wie sie teilweise tonnenschwere Steine in einer Perfektion bearbeitet haben, die ueber die Jahrhundete hinweg nicht nur Wind und Wetter, sondern auch mehrere Erdbeben ueberlebt, bzw. ueberstanden haben.



Nach dem sehr informativen Rundgang sind wir erschlagen von der Fuelle der Geschichten, weshalb sich John und ich fuer eine gute Stunde zurueckziehen, uns noch ein warmes Plaetzchen in der Sonne abseits der immer mehr werdenden Touristen suchen und nicht nur die Aussicht hinunter ins weitlaeufige Tal, sondern auch hinauf zu den ueber 5.000 Meter hohen Bergen, geniessen.



Puenktlich gehen wir, jeder fuer sich in Gedanken versunken, langsam an den imposanten und ehrfurchtgebietenden Mauern vorbei in Richtung Ausgang und sagen den Ruinen “Auf Wiedersehen”, denn es ist nicht auszuschliessen, dass ich wieder hierher komme.



Mit dem Bus geht es auf staubigen Strassen die Serpentinen abwaerts in die Stadt Aguas Calientes, wo wir uns alle in einem Restaurant wiedertreffen, zusammen essen und uns von unseren beiden Guides herzlich verabschieden.

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Intipunku - das Sonnentor
Wir werden erbarmungslos um 4.30 Uhr, etwa 2 Stunden vor Sonnenaufgang, geweckt. Ich habe nicht so viel geschlafen, zu gross ist die Erwartung, unser Ziel, Machu Picchu, endlich sehen zu koennen.
In stockdunkler Nacht packen wir unsere Habseligkeiten im Schein unserer Taschgenlampen ein.

Es ist fast gespenstisch, unsere Lichtkegel durch die Nacht tanzen zu sehen.

Am Treffpunkt erhalten wir liebevoll unser eingepacktes Fruestueck und unsere letzten Instruktionen, vor allem die, dass wir langsam laufen und immer zusammenbleiben sollen. Denn die Absturzgefahr in der Dunkelheit sei doch relativ hoch – wenn man eben nicht aupasst!!!

Ein letzter Checkpoint muss noch passiert werden. Ich merke jedem die Anspannung an, denn wir wollen endlich ankommen und die Fruechte unserer Anstrengungen ernten.

Wir laufen wie im Gaesemarsch auf dem fast ebenen Weg am Abhang im Tanz unserer Taschenlamen entlang. Nur undeutlich koennen wir im Hintergrund die Berge mit ihren bewachsenen Waeldern lediglich als Umrisse erkennen. Dennoch ist unser Blick auf den einen Berg gerichtet, den wir umrunden muessen, um die sagenumwobene Stadt sehen zu koennen.

Ich komme mir fast vor wie Frodo aus dem “Herrn der Ringe, der zu DEM einen Berg kommen muss – nur, dass wir in einer anderen Mission unterwegs sind.

Ist es tatsaechlich so, oder habe ich nur das Gefuehl, dass sich unsere Schrittgeschwindigkeit erhoeht, ohne dass jemand etwas dazu tut oder wir es abgesprochen haetten?

Fast uebersehen wir tief unten im Tal das Wasserkraftwerk und die Bahnlinie, wo sich die PeruRail mit lautem Hupen schwer tut, den Berg hinauf zu fahren.

Je heller es wird, umso mehr erwacht auch die Natur um uns herum. Voegel, die wir vergeblich in den Aesten und Zweigen suchen, zwitschern mit ihren unterschiedlichen Liedern um die Wette und die ersten Schmetterlinge sind auch schon zu erkennen, die schlaftrunken umherflattern.



Aber wo ist die geheimnisvolle Ruinenstadt, von der man eigentlich nur sehr wenig weiss? Hinter der vor uns liegenden Kurve, hinter der naechsten Kuppe?

Ploetzlich staut es sich, andere Wanderer stehen vor uns, ein Raunen geht um und jeder fragt sich, warum geht es nicht weiter? Yeiber, der nun in seine eigene Euphorie verfaellt, obwohl er den Machu Picchu mit uns das 600ste Mal besucht, erklaert uns, das uns noch eine sehr, sehr steile Steintreppe bevorsteht, bevor wir den ersten Blick auf die Stadt werfen koennen. Aber er verspricht uns, dass Jeder, der die obere Plattform erreicht, ueberwaeltigt sei und laut “WOW” rufen wuerde. Er selbst nennt den Platz “Oh my god-Place”.

Langsam geht es auf die Treppe zu, und sie ist, verdammt noch mal, so steil, dass man droht, rueckwaerts wieder hinunter zu fallen. Jung und alt, Maennlein, wie Weiblein, quaelen sich diese ca. 70 Stufen nach oben.

Und da ist er, der “oh my god-place” - und der erste Blick auf die sagenumwobenen Stadt Machu Picchu.



Vor uns im Tal, noch im Schatten, zeigt sie ihre Ausmasse, umgeben von ihren schuetzenden Bergen.

Hier am Intipunku, dem sogenannten Sonnentor, sollen wir warten, wollen wir den Sonnenaufgang erleben.

Ich werfe meine Wanderstoecke weg, nehme mir meine Kameraausruestung und suche mir einen guten Platz, um die ersten Sonnenstrahlen, die bald die Stadt im Licht erscheinen lassen werden, einfangen zu koennen.

Wir koennen es kaum erwarten, dass hinter uns die Sonne immer hoeher steigt und die Ruinen in ein warmes Gelb taucht.





Erst als die Mauern komplett im Sonnenlicht erstrahlen und man glaubt, das Inkagold noch erkennen zu koennen, machen wir uns unglauebig auf die letzten 10 – 15 Minuten Fussmarsch, um einzutauchen in die erst 1911 vom damals 36-jaehrigen Amerikaner, Hiram Bingham, entdeckten Ruinen.

Auf dem Weg abwaerts werden wir ueberrascht vom Lichteinfall der Sonnenstrahlen, der die Berge mit ihrer Maechtigkeit erwachen laesst.

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