Donnerstag, 2. Juli 2015
Das Ziel: Machu Picchu
Die Weg nach unten ist nicht mehr anstrengend, wir fliegen fast hinunter in die Stadt. Uns kommen Wanderer in Freizeitkleidung entgegen, die auch noch normales Schuhwerk tragen und ich frage mich fuer den Bruchteil einer Sekunde: Wie haben die das nur geschafft? Da faellt mir ein, dass es ja eine Busverbindung von Aguas Calientes gibt und ich bin sehr stolz auf mich, den beschwerlicheren, aber sicherlich schoeneren Weg gewaehlt zu haben.

Am Eingang der Ruinenstaette muessen wir uns noch registrieren lassen und duerfen unseren Reisepass mit einem Stempel des Machu Picchu versehen.

Jetzt werde ich erst gewahr, welche Anziehung dieser Ort hat. Um uns herum stehen hunderte Touristen. Und es werden immer mehr, denn die Busse erreichen den Berg im Minutentakt. Wir schauen unglaeubig Yeiber und Monica an und sie zucken nur die Schultern. An Wochenenden tummelm sich hier mehrere 1.000 Menschen.



Yeiber, der uns versprochen hat, diese Staette aus seiner Sicht und mit seinem Wissen naeher zu bringen, startet gleich mit einem Weg, den nur wenige kennen. So entkommen wir weitestgehend den Menschenmassen.

Auf dem spannenden Weg auf Inka’s Pfaden halten wir immer wieder an und werden von ihm mit Informationen gespeist, die sich teils abenteurlich, teils spekulativ, aber auch schluessig anhoeren.

Trotzdem wird jeder, der einen Reisefuehrer von Machu Picchu in die Hand nimmt, unterschiedliche Geschichten lesen koennen, weil es keine Zeugnisse ueber das Ende dieser Stadt gibt. Ob die wahren Gruende, warum dieser historische Ort ploetzlich verlassen wurde und voellig menschenleer langsam vom Urwald verschlungen wurde, jemals herausgefunden werden, weiss niemand.



Yeiber’s Erzaehlungen nach wurde die Stadt in der ersten Haelfte des 15. Jahrhunderts vom genialen Herrscher Pachacutec erbaut. Selbst als Hiram Bingham mit seinen Ausgrabungen begann, fand er heraus, dass die Stadt noch im Bau und noch gar nicht fertig war. Den urspruenglichen Namen kennt man nicht. Er ist verloren gegangen.

Die einzigartige Lage und die Anordnung der Gebaeude mit Werk- und Ausbildungsstaetten, aber auch mit Herrscherstaetten laesst wohl erahnen, dass diese grosse Stadt wohl nach heutigen Erkenntnissen von Gelehrten, Astronomen oder Inkas der oberen Schichten bewohnt worden ist.



Der Lebensweise der Inkas zufolge und deren Verbundenheit zu Sonne, Mond und Erde ist es zu verdanken, dass der Berg nicht abgetragen, sondern nur geebnet wurde und dass die Steine der Mauern von den “nahegelegenen” Bergen hierher getragen, bzw. transportiert worden sind.

Glaubt man den Annnahmen der Archaeologen, so haben hier eine Vielzahl von Sonnenjungfrauen gelebt, die waehrend der Auseinandersetzungen mit anderen Voelkern zurueckgelassen wurden und im Laufe der Eroberung durch die Spanier verstorben sind oder fuer religioese Dienste ihr Leben lassen mussten. Warum wohl waren unter den gefundenen Mumien 80% weibliche Knochenreste?

Sichergestellt ist allerdings, dass die Stadt waehrend der Eroberung des Inkareiches durch die Spanier, nicht entdeckt wurde, weil entweder die damalige Bevoelkerung die Existenz verschwiegen hat, oder von ihr nichts wusste, weil die Oberschicht ihr Dasein geheim hielt oder nicht weitertrug.



Die noch teilweise gut erhaltenen Gebaeude zeigen eine Vielzahl wahrer Meisterleistungen der Baukunst, von Statik und Festigkeit, die man auch sonst im heutigen Peru immer wieder entdecken kann.

Bedenkt man, dass die Inkas damals keine Metallwerkzeuge kannten, ist es um so erstaunlicher, wie sie teilweise tonnenschwere Steine in einer Perfektion bearbeitet haben, die ueber die Jahrhundete hinweg nicht nur Wind und Wetter, sondern auch mehrere Erdbeben ueberlebt, bzw. ueberstanden haben.



Nach dem sehr informativen Rundgang sind wir erschlagen von der Fuelle der Geschichten, weshalb sich John und ich fuer eine gute Stunde zurueckziehen, uns noch ein warmes Plaetzchen in der Sonne abseits der immer mehr werdenden Touristen suchen und nicht nur die Aussicht hinunter ins weitlaeufige Tal, sondern auch hinauf zu den ueber 5.000 Meter hohen Bergen, geniessen.



Puenktlich gehen wir, jeder fuer sich in Gedanken versunken, langsam an den imposanten und ehrfurchtgebietenden Mauern vorbei in Richtung Ausgang und sagen den Ruinen “Auf Wiedersehen”, denn es ist nicht auszuschliessen, dass ich wieder hierher komme.



Mit dem Bus geht es auf staubigen Strassen die Serpentinen abwaerts in die Stadt Aguas Calientes, wo wir uns alle in einem Restaurant wiedertreffen, zusammen essen und uns von unseren beiden Guides herzlich verabschieden.

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