Dienstag, 23. Juni 2015
Erdkunde auf peruanisch
In aller Herrgottsfrüh um 02.30 Uhr stehen wir auf, schnappen eines der immer anzutreffenden Taxis, um mit einem Bus nach Chivay in den Norden zu fahren. Sack und Pack über die Schultern und los geht´s mit ca. 30 anderen, echt freundlichen, peruanischen Reisenden aus der Gegend 5 Stunden lang über teils schlechte Straßen. Die Tickets haben 17 Soles gekostet, etwas um die 6 € - für unsere Verhältnisse unvorstellbar billig!

Es ist stockdunkel, als der Busfahrer uns raus aus der Stadt fährt. Wir dösen vor uns hin, bis uns die aufgehende Sonne ins Leben zurückholt. Eine karge und steinige Wüste erwacht. Es scheint nur 2 Farben zu geben, blau und braun. Zwischendrin erkenne ich einige Wasserlöcher – alle zugefroren. Wie kalt mag es wohl sein? Mein GPS-Gerät zeigt jedenfalls schon mal 4.450 Meter an. Aber es geht noch weiter rauf. Die höchste Position, die wir erreichen, ist ein Pass mit 4.910 Metern.





Neben Eli sitzt ein Mann im Trainingsanzug. Wir freunden uns mit ihm an und er erzählt uns, dass er so eine Art Oberschiedsrichter der Region Arequipa ist und in Cabanaconde, unser Endziel für den heutigen Tag, 3 Ligaspiele pfeifen wird. Als er erfährt, dass wir beiden Gringos aus Deutschland kommen, blüht sein Fußballerherz auf. Wir würden doch bestimmt Fußball spielen - wo genau, will er wissen. Als wir ihn darüber aufklären, dass nicht jeder bei uns zuhause dem Ball nachjagt, lädt er uns schmunzelnd zu einem Kick in Chivay ein. Klar, denke ich, ich weiß, warum er sich freut. Wir würden vermutlich nicht einen einzigen Spurt hinkriegen, denn in 4.200 Metern Höhe wird uns natürlich recht schnell die Puste ausgehen und wir würden bald wie die Maikäfer auf dem Rücken liegen. Dennoch sagen wir zu, dass wir zu den Spielen kommen werden.

Im Gespräch, dem mittlerweile auch andere Einheimische zuhören, gibt er uns seine Visitenkarte. Aber was hat ein Oberschiedsrichter mit Schafen und anderen Tieren zu tun, fragen wir ihn, weil auf der Rückseite Bilder davon aufgedruckt sind. Er sein ja auch Veterinär, sagt er und erklärt uns, dass hier in der Höhe nur eine ganz bestimmte Rinderart und natürlich auch Alpakas überleben können und dass die Bauern hauptsächlich vom Haferanbau leben.

Allerdings sei das Land vollkommen korrupt und wie viele andere auch, kämpft er dagegen an, obwohl die Regierung alle Bemühungen stoppt.

Während er redet, zeigt er plötzlich er auf einen bestimmten Berg. Ein Vulkan, der sich erst vor kurzem kräftig zu Wort gemeldet und viele Häuser durch sein Beben zerstört hat. Deswegen seinen eben die Häuser so, wie sie eben sind.

Die ganze Bergkette hier sei immer noch in Bewegung, was die Bevölkerung allerdings mit Gelassenheit sieht.

Ehrfürchtig schaut er genauso aus dem Fenster wie wir und wie beiläufig sagt er, dass das hier die Geburt der Anden sei.

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